Hydrotreated Vegtable Oils

Was ist HVO?

HVO (Hydrotreated Vegetable Oil; hydriertes Pflanzenöl) ist einer der bekanntesten Vertreter der XTL-Kraftstoffe mit derzeit höchster Verfügbarkeit. HVO kann aus verschiedenen biogenen Rohstoffen hergestellt werden, wie zum Beispiel Altspeiseölen, biogenen Rest- und Abfallstoffen oder Palmöl. Die Nachhaltigkeit des Kraftstoffs hängt stark vom eingesetzten Rohstoff ab. Insbesondere der Einsatz von Palmöl für die Herstellung gilt mittlerweile als umstritten, weshalb besonders auf die Herkunft der Rohstoffe geachtet werden sollte. HVO ist in Deutschland auch unter verschiedenen Synonymen bekannt, wie zum Beispiel als erneuerbarer Diesel, Klimadiesel oder Frittierfettdiesel. Die Emissionsreduktion und Eigenschaften können je nach Hersteller unterschiedlich ausfallen, weshalb Hersteller oft eigene Produktnamen verwenden, um die Qualität ihres produzierten HVO zu gewährleisten. Bekannte Produkte in Deutschland sind derzeit: Neste MY Renewable Diesel, C.A.R.E Diesel und KlimaDiesel.

Herstellungsprozess von HVO Kraftstoffen im Detail

HVO-Herstellung im Detail

Prozessschritte

Die Herstellung von hydriertem Pflanzenöl kann sowohl in Mineralölraffinerien als auch in speziellen Anlagen erfolgen, die für die Verarbeitung von Pflanzenölen und fetthaltigen Rest- und Abfallstoffen konstruiert sind. Eine führende Technologie auf diesem Gebiet ist zurzeit das NExBTL Verfahren, das von dem finnischen Unternehmen und derzeit größtem HVO-Hersteller Neste Oil entwickelt wurde. 

Häufig verwendet

Rohstoffe für HVO

Rest- und Abfallstoffe

Abfälle aus der Pflanzenölverarbeitung

Tierische Fette & Fischfette

Aus Abfällen der Lebensmittelindustrie

Gebrauchtes Speiseöl

Ölreste aus der Lebensmittelherstellung (z. B. altes Frittierfett)

Pflanzenöl

Rapsöl, Palmöl oder Sojaöl

Tallöl

Öliges Stoffgemisch, welches als Nebenprodukt bei der Herstellung von Zellstoff anfällt.

Rohstoffpool

Beinhaltet HVO Palmöl?

Grafik bezogenes Palmöl für die HVO Herstellung in Deutschland

Neben z. B. gebrauchtem Kochfett (used cooking oil) wurde in der Vergangenheit aufgrund von günstigen Subventionsbedingungen gerne auch auf Palmöl für die HVO -Produktion zurückgegriffen, da die Herstellungskosten mit diesem Rohstoff besonders günstig waren. 

Im Dezember 2018 wurde auf europäischer Ebene eine neue Erneuerbare-Energie-Richtline (RED II), nach über 2-jährigen Verhandlungen verabschiedet. Neben den EU-Zielen zur Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien bei Strom, Wärme/Kälte und Kraftstoffen, bietet die neue Richtlinie auch einen Rechtsrahmen zur Förderung von Rohstoffen für die Kraftstoffherstellung.

Seit der Einführung der Erneuerbare-Energie-Richtlinie, ist auch in Deutschland Palmöl schrittweise für die THG-Quote nicht mehr anrechenbar, was den Rohstoff für viele HVO- Hersteller uninteressant macht. Im Jahr 2022 konnte nur noch ein geringer Anteil von Palmöl angerechnet werden. Seit dem Jahr 2023 ist kein Palmöl mehr zur Produktion von hydriertem Pflanzenöl in der EU zulässig. 

Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) veröffentlicht fast jährlich einen Evaluations- und Erfahrungsbericht indem auch die Rohstoffherkunft und Emissionseinsparung alternativer Kraftstoffe im deutschen Markt aufgeführt sind. In dem aktuellen Evaluations- und Erfahrungsbericht wurde z. B. veröffentlicht, dass HVO100 (in Reinform) zu einer Reduzierung von über 80 % CO2-Äquivalenten im Vergleich zu fossilem Diesel beigetragen hat (Bericht 2021).

Grafik zur Entwicklung des HVO Rohstoffpools bis 2050
Grafik nach Neste I Quelle: Analyse von Neste basierend auf WEF Clean Skies for Tomorrow und anderen Quellen

Zukünftiger Rohstoffpool

Verfügbarkeit von HVO

Generell bietet sich für die Produktion eine Vielzahl unterschiedlicher Rohstoffe aus Rest- und Abfallstoffen an, die ein erhebliches Skalierungspotenzial bergen. So soll die globale Gesamtproduktion von HVO bis 2025 auf 30 Mio. Tonnen steigen (Greenea, 2021).

 

Neben den bisher eingesetzten Rohstoffe werden kontinuierlich Möglichkeiten getestet, das Rohstoffportfolio zu diversifizieren. Beispielsweise untersucht der finnische Hersteller Neste, inwieweit neue Rohstoffe wie Algen, Lignocellulose und sogar feste Siedlungsabfälle für die Produktion geeignet sind.
 
Dennoch ist es trotz hoher Skalierungspotentiale nicht das Anspruchsziel, mit HVO den gesamten Bedarf an alternativen Antriebsmöglichkeiten zu decken. Neben anderen alternativen Kraftstoffen und der Elektrifizierung reiht sich HVO in ein vielfältiges Angebot von Lösungen im Kampf gegen den Klimawandel ein.

 

HVO Rohstoffpool Entwicklung Siedlungsabfälle und erneuerbarer Strom

FAQ

Häufig gestellte Fragen zu HVO

Die Zahlen hinter dem Kraftstoffnamen geben den Anteil von HVO im getankten Kraftstoff an. Die Zahl „100“ steht für den reinen HVO-Kraftstoff (100 %). Bei Bezeichnungen wie HVO25 oder HVO90 handelt es sich um Kraftstoffgemische, wobei die Zahl den prozentualen Anteil von HVO zu einem anderen Kraftstoff, wie z. B. fossilem Diesel, angibt.

Auch wenn HVO in Berichten oft als Frittierfettdiesel bezeichnet wird, ist dieser Begriff nicht ganz korrekt. HVO kann aus vielen verschiedenen Rohstoffen hergestellt werden. Altes Speisefett (used cooking oil) bildet hier nur einen möglichen Rohstoffpool ab.

Grundsätzlich ist HVO nach EN 15940 für Dieselmotoren geeignet. Mittlerweile gibt es zahlreiche Freigaben von führenden Fahrzeugherstellern für den Einsatz von HVO. Neuere Modelle weisen oft schon ein XTL-Symbol im Tankdeckel oder Fahrzeughandbuch auf. Ebenfalls empfiehlt es sich besonders bei bestehender Fahrzeuggarantie zu recherchieren oder eine entsprechende Freigabe vom Hersteller vorliegt. Mehr Informationen dazu gibt es hier.

Der Beitrag zum Klimaschutz hängt vor allem von der Art des verwendeten Rohstoffs ab. Bei der Herstellung von HVO100 aus Rest- und Abfallstoffen kann die Treibhausgas-Einsparung im Vergleich zu Diesel bis zu 90 Prozent betragen. Mehr Informationen dazu finden sich hier.